Auswärtsspiel. Berlin-Forum für junge Engagierte

Vom 19.-21. September durfte ich, eingeladen von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) und der Stiftung der Nationalmannschaft, mit 29 anderen jungen Engagierten aus allen Bereichen (Sport, Rettungsdienste, Theater, Musik, Entwicklungshilfe) im Alter von 18-27 Jahren aus ganz Deutschland und mit politischen Entscheidungsträgern über die Herausforderungen des Ehrenamts sprechen.
Das Ehrenamt braucht Nachwuchs. Doch wie schaffen wir das? Wie kann die Attraktivität des Ehrenamtes für den Nachwuchs, aber auch für die etablierten Engagierten gesteigert werden?
Im Gespräch mit Bundestagspräsidentin Frau Bas, den Fraktionssprecher*innen für Ehrenamt (Dr. André Hahn (MdB Die Linke), Philipp Hartewig (MdB FDP), Eriko von Malottki (MdB SPD), Johannes Steiniger (MdB CDU), Tina Winklmann (MdB Bündnis 90/Die Grünen)) teilten sie uns Ihre Meinungen und Erfahrungen über das Ehrenamt mit. Für den ein oder anderen Politiker brauchte es Überwindung zu sagen, dass sie sich parteiübergreifend einig sind: Das Ehrenamt hält die Gesellschaft zusammen. Doch wir kamen nicht nur zum Erfahrungsaustausch, sondern konnten auch folgende Vorschläge unterbreiten:

  • Anrechnung des ehrenamtlichen Engagements in Vereinen bei der Studienplatzvergabe
  • eine 35h Woche für Engagierte im Ehrenamt mit Ausgleichszahlung und ohne Wegfall der Rentenpunkte
  • eine zentrale Datenbank für Fördermittel mit einfacher und schnellerer Bearbeitung
  • mehr (einheitliche) Vergünstigungen mit der Ehrenamtskarte und ÖPNV kostenlos bzw. vergünstigt

Diese und weitere Vorschläge wurden von den Referenten der politischen Entscheidungsträgern notiert. Während wir im Reichstag debattierten, demonstrierten zeitgleich mehrere Sport/Jugendverbände vor dem Bundestag gegen die geplanten Kürzungen von 19% im Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP), Freiwilligendienste und 10% im Sporthaushalt. Das Ehrenamt wäre so von den Kürzungen ebenfalls betroffen.  Direkt nachdem wir unsere Erwartungen und Wünsche äußerten, wurde im Bundestag über den Haushaltsentwurf debattiert. Leider konnten wir die Debatte nicht mitverfolgen, da es im Anschluss an das Gespräch in das Bundesministerium des Inneren und für Heimat ging, wo wir Frau Staatssekretärin Seifert und VertreterInnen ebenfalls unsere Erwartungen verdeutlichten. Frau Seifert ist als eine von vier Staatssekretäre/-innen des Bundesinnenministeriums für den Bereich Sport zuständig.
Am Folgetag beschäftigten wir junge Engagierten uns mit den Fragen: Was macht die moderne Gesellschaft aus? Was bewegt euch in eurem Engagement und Ehrenamt? Mit welchen konkreten zusätzlichen Ideen und Lösungsansätzen können wir das Engagement und Ehrenamt in Zukunft stärken?
Folgende Vorschläge wurden erarbeitet:

  • Attraktivität TrainerInnennachwuchs ? Wertschätzung
  • höhere Steuerfreibeträge für die Übungsleiterpauschale
  • 100 Mrd. € Sondervermögen Ehrenamt ;-)
  • Ausbildung „Mentale Gesundheit“
  • Mentorenprogramm für Jugendliche
  • mehr Netzwerktreffen mit Seminaren
  • Strategie zur Einbindung vom Niedriglohn-Sektor ins Ehrenamt

Diese und die zuvor gestellten Vorschläge werden zum Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember im Familienministerium vorgelegt.
In den drei Tagen in Berlin konnten wir einen wichtigen Beitrag gegen die geplanten Haushaltskürzungen leisten und es bleibt spannend abzuwarten in welche Richtung die geplanten Kürzungen sich bewegen und ob manche Ideen in Zukunft vielleicht umgesetzt werden.

Matthias Bleser